Allgemeine Empfehlungen
- Bei Übergewicht soll im Allgemeinen eine Gewichtsreduktion angestrebt werden.
- Ein Auf und Ab des Gewichts („Weight cycling“) sollte vermieden werden.
Gewichtsreduktion
- Das Ausmaß der Gewichtssenkung orientiert sich an den individuellen Therapiezielen.
- Für eine Diabetesremission (annähernde Normalisierung der Blutzuckerwerte ohne Medikamente) kann eine Gewichtsreduktion von 15 % des Ausgangsgewichts bei Übergewicht/Adipositas angestrebt werden.
Strategien zur Gewichtsreduktion und zum Gewichtserhalt
- Gewichtsreduktion muss klar indiziert sein, bevor sie empfohlen wird. Ein höheres Lebensalter ist ein Risikofaktor für Sarkopenie (Muskelverlust), es sollte eine langsame Gewichtssenkung angestrebt werden, um Risiken zu meiden.
- Eine engmaschige Betreuung durch Ernährungsfachkräfte ist sinnvoll.
Interaktion zwischen Ernährung und körperlicher Aktivität
- Ein hohes Maß an körperlicher Aktivität mit geringer Intensität (z. B. zügiges Gehen) nach den Mahlzeiten verbessert die Körpergewichtsregulation und wirkt sich günstig auf die Blutzuckerwerte aus.
Reduktion von Kohlenhydraten (low-carb) in der Ernährung
- Für die Gewichtsreduktion ist eine moderate Begrenzung der Kohlenhydrate durchaus vertretbar. Vor allem kann dies eine kurzfristige Methode zur Gewichtsabnahme sein (z.B. traditionell mediterran, pflanzenbetont).
- Kohlenhydrate sollten bevorzugt in Form von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Obst (nicht zu große Einzelportionen!) verzehrt werden.
- Für den Gewichtserhalt sind low-carb- und low-fat-Ernährungsformen wahrscheinlich ebenbürtig und sollten nach individueller Vorliebe gewählt werden
- Insbesondere auch bei low-carb-Diäten sollten Personen mit Insulintherapie eine engmaschige Blutzuckerkontrolle durchführen (am besten mit Arzt besprechen).
Reduktion von Fetten (Low-Fat) in der Ernährung
- Menschen mit Typ-2-Diabetes mellitus (T2Dm) kann auch eine fettarme Ernährung empfohlen werden.
Transfette
- Transfette (erhitzte, gehärtete Fette zum Beispiel in Backwaren) sollten weitgehend gemieden werden.
Gesättigte Fette
- Lebensmittel mit gesättigten Fetten sind bei maßvollem Verzehr unbedenklich. Hochverarbeitete Produkte mit reichlich zugesetzten gesättigten Fetten, z.B. Wurstwaren, sollten möglichst nur in kleinen Mengen verzehrt werden.
Ungesättigte Fette
- Ungesättigte Fette sind für Menschen mit T2Dm günstiger und sollten durch die Zufuhr von Lebensmitteln mit hochwertigen pflanzlichen Ölen und Fetten verzehrt werden.
Intermittierendes Fasten/Intervallfasten
- Intervallfasten kann unter ärztlicher Überwachung als Mittel zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden.
- Es kann keine generelle Empfehlung für eine bestimmte Form des Intervallfastens ausgesprochen werden
Mahlzeitenersatz/Formuladiäten
- Niedrigkalorische Formuladiäten ermöglichen einen raschen und größeren Gewichtsverlust bei Menschen mit T2Dm, verbunden mit einer erheblichen Verbesserung des Glukose- und Lipidstoffwechsels sowie weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren wie z.B. Bluthochdruck.
Zusätzliche Aspekte der Gewichtsreduktion bei Insulinbehandeltem T2DM
- Die Insulintherapie sollte aufgrund der anabolen Wirkung des Hormons auf das nötigste Maß beschränkt werden. Eine Gewichtsabnahme unter Insulintherapie ist erschwert.
Ernährungsmuster
- Für das Diabetesmanagement und die Herz-Kreislauf-Gesundheit bei Personen mit T2Dm eignen sich die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Mittelmeerkost oder eine pflanzen-basierte Ernährung in gleicher Weise.
- Andere Ernährungsformen wie z.B. die DASH-Diät, die nordische Ernährung und die Paleo-Diät sind für die Therapie des T2Dm nicht zu empfehlen, da die Evidenz noch unzureichend ist.
- Günstig ist ein Ernährungsmuster mit reichlich Gemüse, Vollkornprodukten, Obst und weniger hochverarbeiteten Lebensmitteln.
Effekt von Eiweiß auf den Blutzucker
- Es wird eine Eiweißzufuhr von 10–25 % der Nahrungsenergie menge für Menschen mit T2Dm unter 60 Jahren und 15–25 % für Menschen über 60 Jahre bei normaler Nierenfunktion (glomeruläre Filtrationsrate = GFR > 60 ml/min/m²) und stabilem Gewicht empfohlen.• Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann eine moderate Eiweißreduktion sinnvoll sein.
Empfehlung zur Gewichtsreduktion
- Im Rahmen von Gewichtsreduktionsdiäten bis zu 12 Monaten Dauer kann der Eiweißanteil geringgradig gesteigert werden.
Qualität der Kohlenhydrate, glykämischer Index, Zucker in hochverarbeiteten Lebensmitteln
- Die Auswahl von Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index (GI) kann bei Menschen mit T2Dm zu einer Verbesserung von Blutzucker und anderen Risikofaktoren beitragen.
- Der Einfluss des GI ist dabei anteilig unabhängig von der Regulation der Glykämie. Auch eine Verbesserung der Plasmalipide (u.a. Cholesterin, Triglyceride) und eine höhere Aufnahme gesunder Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe bei gleichzeitig geringerem Verzehr von abträglichen Inhaltsstoffen aus hochverarbeiteten Lebensmitteln mit hohem GI resultieren daraus.
Ballaststoffe allgemein
- Verschiedene Ballaststoffe aus natürlichen Quellen sollen reichlich verzehrt werden.
- Als gute Orientierung kann die Zufuhr von 30 g Ballaststoffen pro Tag (15 g/1000 kcal) genannt werden.
Getränke
- Personen mit T2Dm sollen auf zuckergesüßte Getränke bestmöglich verzichten.
- Es empfiehlt sich hauptsächlich auf Wasser und ungesüßten Tee z-rückzugreifen.
Vollkorn
- Bei übergewichtigen Menschen mit T2Dm kann eine an Vollkornprodukten reiche Ernährung dazu beitragen, die Gesamt-Energieaufnahme zu senken und damit eine Gewichtsreduktion zu unterstützen.
- Der Verzehr wenig verarbeiteter Vollkornprodukte mit einem hohen Körneranteil kann zu einem geringeren Blutglukoseanstieg nach einer Mahlzeit führen.
- Insulinbehandelte Menschen mit T2Dm müssen den Verzehr von Vollkornprodukten genauso wie für andere Kohlenhydrate mit der Insulintherapie abstimmen.
Obst, Gemüse
- In der Ernährung des Übergewichtigen mit T2Dm kann insbesondere ein gesteigerter Gemüseverzehr eine Gewichtsreduktion unterstützen.
- In der Ernährung des Normalgewichtigen mit T2Dm soll die Aufnahme großer Portionen an Obst(produkten) vermieden werden.
- Insulinbehandelte Menschen mit T2Dm sollen den Verzehr von Obst mengenmäßig anhand ihrer Kohlenhydrateinheiten berücksichtigen und auf ihre Insulintherapie abstimmen.
- Eine Trennung in empfehlenswerte und nicht empfehlenswerte Obstsorten wird nicht als sinnvoll angesehen.
Fisch
- Fetter Fisch kann einen Beitrag zur Senkung der Blutfette und möglicherweise des kardiovaskulären Risikos leisten
- Bei der Auswahl der Fischmahlzeiten soll auf eine nachhaltige Fischerei/Fischzucht geachtet werden.
Basierend auf den in 2021 aktualisierten Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft für Menschen mit Typ-2 Diabetes.