Verletzungen sind immer unangenehm und erfordern Geduld sowie die richtige Versorgung. Bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist es besonders wichtig, auch kleinste Verletzungen im Auge zu behalten. Wunden heilen oft langsamer und schlechter als bei Menschen ohne Diabetes. Erhöhte und schwankende Blutzuckerwerte erschweren die Wundheilung zusätzlich. Ein instabiler Stoffwechsel führt dazu, dass die Haut Feuchtigkeit schlechter speichert. Dadurch wird sie trockener und empfindlicher, was ihre Schutzbarriere schwächt.
Bakterien und Pilze können leichter in die Haut eindringen und sich dort ausbreiten. Eine zunächst harmlose Schnittwunde kann so zu einer langwierigen Angelegenheit werden. Besonders kritisch ist dies im Bereich der Füße und Beine bei Menschen mit Diabetes.
Unbehandelte Wunden bei Diabetes: So vermeiden Sie Amputationen
Was als Bagatellverletzung beginnt, kann sich unbemerkt zu einer großen Wunde entwickeln. Laut dem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2023 ist das Diabetische Fußsyndrom (DFS) in Deutschland die häufigste Ursache für Amputationen oberhalb des Sprunggelenks. Dass Fußwunden von Menschen mit Diabetes oft viel zu spät wahrgenommen werden, liegt an möglichen Nervenstörungen, wie der diabetischen Neuropathie und zusätzlich arteriellen Durchblutungsstörungen (PAVK). Jährlich werden in Deutschland etwa 30.000 Amputationen bei Menschen mit Diabetes durchgeführt, meist wegen genau solcher nicht heilender Fußwunden. Rund 80 Prozent aller Amputationen von Ober- oder Unterschenkeln betreffen Patienten mit Diabetes.
Die regelmäßige Inspektion sowie eine schnelle und richtige Behandlung von Wunden an den Füßen oder Beinen können Amputationen verhindern. Selbst kleinste Verletzungen müssen ernst genommen werden. So bleiben Ihre Beine erhalten und damit ein großes Stück Lebensqualität.
Für die Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms gilt der Grundsatz DIRA: Druckentlastung, Infektionsbekämpfung, Revaskularisierung (Verbesserung der Durchblutung durch Katheter oder Gefäßoperation) und Amputation (zu vermeiden und falls nötig, so sparsam wie möglich).
Fußpflege und Wundkontrolle bei Diabetes
Machen Sie sich bewusst, wie wichtig die Pflege und Kontrolle ihrer Füße ist. Kleinste Veränderungen, Wärme- oder Kältereize, wunde Stellen oder Blasen werden oft aufgrund von Nervenstörungen nicht richtig wahrgenommen. Neben einer auf Diabetes abgestimmten Fußpflege sollten die Füße täglich inspiziert werden. Regelmäßige Untersuchungen beim behandelnden Arzt sind ebenfalls notwendig. Eine podologische Behandlung ist ratsam, da Podologen speziell in der Behandlung diabetischer Füße ausgebildet sind.
Fragen Sie sich regelmäßig: Drücken die Schuhe? Gibt es Blasen oder wunde Stellen? Falls ja, klären Sie alle Probleme mit ihrem behandelnden Arzt. Auch wenn Ihnen die Veränderung noch so harmlos vorkommt. Selbstbehandlungen mit Wundcremes oder Methoden wie „medizinischem“ Honig oder Zitronensaft sind nicht zu empfehlen. Sie sind unwirksam und verzögern eine sinnvolle Behandlung. Dann kann es unter Umständen zu spät sein.
Versuchen Sie grundsätzlich Verletzungen zu vermeiden und sorgen Sie im Falle eines Falles für eine optimale Wundversorgung. So bleiben auch kleinste Verletzungen unter Kontrolle und können schnell adäquat behandelt werden.
Warum der Gang zum Facharzt so wichtig ist
Auch wenn eine Verletzung noch so klein und harmlos wirkt, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, der sich mit Diabetes auskennt. Im Zweifelsfall ist der Gang zum Diabetologen oder in eine Diabetesfußambulanz im Krankenhaus die beste Wahl. Verletzungen sind stets mögliche Eintrittspforten für Krankheitserreger, die sich dann ausbreiten. Tiefe, stark blutende oder verschmutzte Wunden müssen immer medizinisch versorgt werden. Je größer die Wunde, desto mehr Angriffsfläche bietet sie für Krankheitserreger.
Erste Hilfe bei Schnitt- und Schürfwunden
Bei stark blutenden Schnittwunden ist es wichtig, das betroffene Körperteil hochzulegen, um die Blutung zu stoppen. Ein leichter Druckverband kann ebenfalls helfen. Der Verband sollte das Gewebe leicht zusammendrücken, ohne die Durchblutung zu behindern. Tiefe Schnittwunden ab einem Zentimeter sollten innerhalb von sechs Stunden nach der Verletzung genäht oder mit Wundnahtstreifen versorgt werden. Daher ist es wichtig, bei tiefen Schnittwunden sofort einen Arzt oder die Notfallambulanz eines Krankenhauses aufzusuchen. Schürfwunden sollten zunächst mit sauberem, lauwarmem Wasser abgespült oder mit einem sauberen, im Wasser getränkten Tuch abgetupft werden.
Effektive Behandlung von Brand-, Biss- und Kratzwunden
Leichte Brandwunden sollten sofort unter fließendes, lauwarmes Wasser gehalten werden, bis der Schmerz nachlässt. Reines Aloe-Vera-Gel kühlt und unterstützt die Heilung. Brandblasen dürfen niemals aufgestochen werden. Solange sie geschlossen sind, können keine Bakterien eindringen. Eine Kühlmanschette kann nach dem Auftragen eines entsprechenden Gels ebenfalls Linderung verschaffen. Bei größeren Brandwunden ist es unerlässlich, einen Arzt aufzusuchen.
Bei Biss- und Kratzwunden ist ein ausreichender Tetanusschutz wichtig. Liegt die Impfung mehr als zehn Jahre zurück, sollte sie schnellstmöglich beim Arzt aufgefrischt werden. Besonders bei Bisswunden ist es wichtig, sofort einen Arzt zu konsultieren, denn Bisswunden sind immer infiziert.
Praxistipps
Blutzucker im Griff behalten: Eine gute Blutzuckereinstellung ist der Schlüssel zu besserer Wundheilung.
Mini-Verletzungen ernst nehmen: Wenn Sie kleine Verletzungen an Füßen oder Beinen bemerken, gehen Sie unbedingt zum Arzt und lassen Sie diese behandeln.
Regelmäßige Kontrolle: Lassen Sie Ihre Füße und Beine quartalsmäßig beim Hausarzt checken, um ein diabetesbedingtes Fußsyndrom und im schlimmsten Falle eine Amputation zu vermeiden. Zur Fußpflege empfehlen sich Podologen. Inspizieren Sie Ihre Füße zudem täglich zu Hause.
Keine Selbstbehandlung: Wunden an den unteren Extremitäten sollten Sie nicht selbst behandeln.
Lieber einmal zu viel als zu wenig: Gehen Sie im Zweifel lieber einmal zu oft als einmal zu wenig zum Arzt.
Bleiben Sie aufmerksam und pflegen Sie Ihre Füße gut!
Kirsten Metternich von Wolff, freie Journalistin